Kleine LaTeX-Hilfe

Inhalt:
Vorab
Auf geht's Das erste gesetzte Dokument
Grundsätzlich: Der Aufbau einer LaTeX Quelle
Umgebungen und Befehle Strukturieren und Steuern
Absätze und Auszeichnungen
Zeichensätze umschalten
Absatzbesonderheiten
Sonderzeichen
Strukturieren
Listen und Definitionen
Grafiken einbinden
Tabellen
Fließende Umgebungen figure und table
Literaturverzeichnis Die große Kunst des Zitierens
Seitengestaltung Kopfzeilen, Seitenzahlen...
Trennen
Mathe
Und wie weiter?


Vorab: LaTeX ist ein Satzsystem. Im Gegensatz zu den bekannten WYSIWYG-Textverarbeitungen unter Windows arbeitet man mit einem beliebigen Editor (z.B. Emacs). Damit erstellt man ein File und übersetzt es mit dem Befehl

latex file.tex

LaTeX hat im Vergleich zu Word oder ähnlichen Systemen einige Vorteile. Diese reichen von der hohen Qualität der Ausgabe über die Verfügbarkeit für nahezu jedes System bis hin zu den Kosten (LaTeX ist kostenlos!!!)

Einer der größten Vorteile wird jedoch häufig gerade von Anfängern übersehen: LaTeX hat in gewissem Umfang eine logische statt einer physischen Formatierung. Das bedeutet, ich muß mir keine Gedanken über eine schöne Formatierung machen. Das haben andere schon gemacht; und die können es im Zweifelsfall besser. Wenn ich mich also an gewisse Regeln halte, wird das Ergebnis meist auch recht ansprechend aussehen, ist gut lesbar und läßt sich vor allem leicht ändern. Das ist nämlich der ganz große Vorteil der logischen Auszeichnung: Wer schon mal versucht hat, in einem langen Text mit einem WYSIWYG-System mal eben noch einen Absatz oder ein Bild irgendwo in der Mitte einzufügen, weiß wovon ich schreibe.

Dies kann und soll kein endgültiges Tutorial oder gar eine Referenz sein. Dafür gibt es Leute, die sich besser mit der Materie auskennen und viel mehr zu schreiben wissen (z.B. bei DANTE, der Deutschsprachigen Anwendervereinigung TeX e.V. ) Wer also mehr wissen will: Am Ende dieser Seite gibt es noch das Kapitel Und wie weiter? mit einigen Online-Tips und Buchempfehlungen.

Aber vielleicht kann diese Seite jemandem den manchmal etwas mühsamen Einstieg erleichtern. Denn das ist das Ziel: Möglichst schnell einen Überblick geben, der vielleicht überzeugt, LaTeX weiterhin zu nutzen.


Auf geht's:
Das erste
gesetzte
Dokument

Mit einem ganz normalen Editor werden folgende Zeilen in eine Datei geschrieben (oder natürlich einfach mit der Maus markiert und kopiert):

\documentclass[a4paper,12pt]{article}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage{german}
\begin{document}
\section{Einleitung}
Einleitungstext

\end{document}

Diese Zeilen werden als dok.tex abgespeichert. Innerhalb eines Terminals kann dann das erste Dokument übersetzt werden:

latex dok.tex

Nach dem Drücken der Return-Taste werden einige Zeilen als Protokoll ausgegeben. Eine davon sollte heißen:

Output written on dok.dvi (1 page, 300 bytes)

und bedeutet, daß die Datei dok.dvi erzeugt wurde. Dieses Zwischenformat kann man sich entweder mit


xdvi dok.dvi

ansehen, oder mit

dvips -o dok.ps

in eine Postscriptdatei ausgeben, um sie auszudrucken. Auf jeden Fall sollte das Ergebnis etwa so wie in der rechten Spalte aussehen.


Grundsätzlich:
Der Aufbau
einer LaTeX
Quelle

Das Dokument dok.tex besteht, wie jedes LaTeX-Dokument aus zwei Teilen:
1. PRÄAMBEL
Allgemeines zum gesamten Dokument - verwendete Sprache, Dokumententyp, hinzuzuladende Pakete ...

Wer es etwas genauer wissen will: Wir haben beispielsweise bestimmt, daß das Ergebnis als article gesetzt wird. Der Befehl \documentclass{...} muß übrigens in jedem gültigen LaTeX-Dokument angegeben werden und bestimmt den groben Rahmen, in dem gesetzt werden soll. Etwas genauer kann man das Layout dann mit den Optionen in den eckigen Klammern steuern. So haben wir als Grundschriftgröße 12pt bestimmt und die Seitengröße auf A4 gesetzt. Weitere Stile, die wir statt article hätten nehmen können, sind etwa book (für ganze Bücher), report (für längere Artikel) oder dinbrief (für deutsche Briefe) Damit wird übrigens auch gleich die Grundstruktur festgelegt. Reports fangen die obersten Gliederungsabschnitte beispielsweise mit \chapter{Kapitel} an, während das meist (und auf dieser Seite nur) benutzte article erst mit \section{Abschnitt} beginnt.

\usepackage{german}

veranlaßt LaTeX, das Paket german nachzuladen. Das hat verschiedene Folgen für den Satz, da in typischen deutschen Dokumenten beispielsweise Absätze anders beginnen als in anderen Ländern. Vor allem aber brauchen wir das Paket für die Ausgabe von Umlauten. Dafür brauchen wir übrigens auch die beiden Pakete fontenc und inputenc . Dadurch müssen wir nicht wie früher üblich immer "a"o"u"s für äöüß schreiben.


2. DOKUMENT
Der eigentliche Text, eingeschlossen in

\begin{document}

und

\end{document}


Umgebungen
und Befehle
Strukturieren
und
Steuern

Mit \documentclass haben wir auch schon unseren ersten Befehl gesehen. Die meisten Befehle fangen mit einem \ an, haben unter Umständen Optionen in eckigen Klammern [ ] und zwingende Parameter in geschweiften Klammern { } Befehle:

\documentclass{article}
\documentclass[twocolumn,12pt]{article}
\section{Einleitung}

Der letzte Befehl steht innerhalb einer Dokument-Umgebung und leitet einen neuen Abschnitt ein.

Umgebungen umschließen einen ganzen Textblock und bestimmen, daß alles was zwischen den zusammenpassenden \begin{...} und \end{...} steht, auch zusammengefaßt wird.
\begin{document}
\begin{picture}
\end{picture}
\end{document}
} picture Umgebung


Absätze und Auszeichnungen

LaTeX liest den Text zeichenweise ein. Dabei werden einige Grundregeln verfolgt:

1. Ein Absatz wird dadurch markiert, daß mindestens eine Zeile freigelassen wird.

2. Zwei Wörter werden durch beliebig viele Leerzeichen getrennt.


\documentclass{article}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage{german}
\begin{document}

Dies
ist
ein
Satz.


Neuer
Absatz
(links
und
rechts
sind
gleich)
Dies ist ein Satz.




Neuer Absatz

\end{document}

ACHTUNG: Bei den folgenden Beispielen wird nur noch der Teil in der Tabelle ersetzt. Die ersten 5 Zeilen müssen also immer vorangestellt werden und das ganze Dokument wird mit \end{document} beendet.
Zu betonende Textstellen werden ebenfalls nur logisch ausgezeichnet, wobei man es dann wiederum LaTeX überläßt, welches Format am besten paßt.

Beispiel:

...

Das ist \emph{ganz schön wichtig}.

Das nicht.

...


Zeichensätze
umschalten

Natürlich kann man aber auch ganz bewußt die Zeichensätze so schalten, wie man es haben möchte. Das folgende Dokument (wieder umfaßt von den obigen 5+1 Zeilen) zeigt einen Teil der Möglichkeiten.

...

Umschalten auf \textrm{Serifenschrift} oder \textsf{serifenlose}. \textit{Italic} und \textsl{geneigt} sind unterschiedlich . \textsc{Kapitälchen} für Schönschrift und \texttt{Maschinenschrift} hilft beim Simulieren von Schreibmaschinen. \textbf{fette} Auszeichnungen sollte man im Fließtext vermeiden.

Die Schriftgröße läßt sich ebenfalls relativ zur aktuellen Schriftgröße angeben.

Von {\tiny tiny} über {\scriptsize scriptsize}, {\small small}, {\large large}, {\Large Large}, {\LARGE LARGE} und {\huge huge} bis hin zu {\Huge Huge}.

...

Das Umschließen mit den geschweiften Klammern bewirkt übrigens, daß der eingeschlossene Text zu einer Gruppe zusammengefaßt wird und Einstellungen, die durch Schalter wie \large oder \small für den folgenden Text gelten, nur in dieser Gruppe gültig sind. Solche Schalter gibt es auch für \emph{} und ähnliche Befehle. Die Befehle (\emph{...} ) sind aber den Schaltern ({\em ...}) vorzuziehen.


Absatz-
besonderheiten

Normalerweise werden Absätze in LaTeX immer im Blocksatz gesetzt. Aber es geht auch anders:
...
Dieser ganz normale Text wird sinnvollerweise im Blocksatz gesetzt. Um den Unterschied deutlich zu machen, benötigen wir mehr Text.

\begin{flushleft}

Manchmal ist es aber auch schöner, einen Text im Flattersatz zu lesen.

\end{flushleft}

\begin{flushright}

Rechtsbündiger Satz macht zwar selten Sinn, aber es funktioniert.

\end{flushright}

\begin{center}

Mit der Umgebung center wird der Text zentriert gesetzt.

\end{center}
...

Zu jeder dieser Umgebungen gibt es übrigens auch einen entsprechenden Schalter, der benutzt werden kann, wenn die Umgebung nicht angebracht ist. Die Schalter \raggedright für links zentrierten Satz und entsprechend \raggedleft und \centering schalten den Satz bis zum nächsten Befehl oder bis zum Ende der Gruppe um.

Sonderzeichen

Deutsche Umlaute sind im Text schon mehrfach aufgetaucht. Hier aber noch einmal: Umlaute können heutzutage direkt eingegeben werden, wenn die Pakete german, fontenc und inputenc mit den passenden Parametern eingebunden werden. Sie können aber auch erzeugt werden, indem einmal Anführungszeichen vor den passenden Selbstlaut gestellt werden, wenn nur das Paket german eingebunden wurde. Dazu gibt es noch sehr viele mehr oder weniger nützliche Sonderzeichen.
...
"A "a "U "u "O "o "s
\LaTeX
\LaTeXe
\TeX
\& \{ \} \% \#
\'a \^a
\glqq \grqq \glq \grq
Schaffell Schaf\/fell
...
Die Kombination \/ hebt die im allgemeinen automatisch erzeugten Ligaturen auf. Das ist sinnvoll, wenn Wörter zusammengesetzt sind, da sie dann besser lesbar sind. Also statt

Schaffell
lieber
Schaf\/fell


Strukturieren

Wie bereits erwähnt: Ein sehr großer Vorteil von LaTeX ist das logische Auszeichnen. Dazu gehört insbesondere das Auszeichnen von Abschnitten. Wieder angenommen, wir hätten ein Dokument der Klasse article erzeugt. Dann beginnt die Strukturierung mit \section{...}.
...
\section{Einleitung}
Hier sollte der Einleitungstext stehen.

\section{Hauptteil}
Hier kommt der Hauptteil hin. Der wird vermutlich etwas länger. Daher wird er nach diesen einleitenden Worten nochmal untergliedert.

\subsection{Ein Unterabschnitt}
Hier der Text für den Unterabschnitt

\subsection{Noch einer}
Und noch mehr Text

\section{Schluß}
...
Natürlich gibt es nicht nur \section und \subsection. In den Dokumentenklassen article, book und report gibt es folgende Stufen:
\section{Section}
Abschnittstext

\subsection{Subsection}
Unterabschnittstext

\subsubsection{Subsubsection}
Bis hier wird normalerweise in article numeriert.
\paragraph{Paragraph}

Der Text eines Paragraph wird in article direkt hinter die Überschrift gesetzt.

\subparagraph{Subparagraph}
Wird wie ein Paragraph gesetzt; jedoch mit Einzug.
Das Auszeichnen als Strukturelemente hat zwei wesentliche Vorteile: Erstens läßt sich einfach ein Abschnitt einfügen, ohne daß die restlichen Überschriften neu numeriert werden müßten. Zweitens wird so die einfache Möglichkeit eines Inhaltsverzeichnisses mit richtiger Numerierung und Seitenangabe mitgeliefert.

Der Befehl

\tableofcontents

fügt an der entprechenden Stelle das Inhaltsverzeichnis ein. Wenn dieser Befehl beispielsweise in das obige Dokument eingefügt wird, ergibt sich das rechts stehende Bild.

Daß dabei nur die obersten drei Stufen aufgeführt werden, ist übrigens gewollt, läßt sich aber ändern.


Achtung: Bei Verzeichnissen jeglicher Art (Inhalt, Tabellen, Abbildungen, Literatur) muß LaTeX zweimal oder sogar dreimal aufgerufen werden, da zwischendurch Dateien (z.B. xxx.toc) erzeugt werden, die das nächste Mal wieder eingelesen und ausgewertet werden.

Listen und Definitionen

Listen werden in LaTeX durch die Umgebungen itemize, enumerate und description erzeugt. Die einzelnen Einträge werden durch \item eingeleitet.

\begin{itemize}
\item Eintrag eins
\item Eintrag zwei
\begin{itemize}
\item Eintrag zwei eins
\item Eintrag zwei zwei
\end{itemize}
\item Eintrag drei
\end{itemize}

\begin{enumerate}
\item Eintrag eins
\item Eintrag zwei
\end{enumerate}

\begin{description}
\item [Top 1]
Dieser Eintrag eins ist etwas länger, damit man die Formatierung sieht.
\item[Top 2] Eintrag zwei
\end{description}

Grafiken
einbinden

Obwohl es in LaTeX auch umfangreiche Umgebungen gibt, in denen man mit Befehlen sehr gut aussehende Grafiken erzeugen kann, ist es häufig leichter, mit einem anderen Programm eine Grafik zu erstellen und sie als .eps-Datei (Postscript) zu exportieren. Unter Unix bietet sich da beispielsweise xfig an. Postscript-Grafiken können sehr gut in LaTeX eingebunden werden.

Dafür muß man in der Präambel

\usepackage{epsfig}

angeben, um das Paket epsfig einzubinden. Danach kann mit dem Befehl

\epsfig{file=bilddatei}

das Bild in bilddatei eingebunden werden. Ein zweiter optionaler Parameter scale skaliert das Bild.


\documentclass{article}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage{german}
\usepackage{epsfig}
\begin{document}
Text vor dem eingebunden Bild.
Nach dem Text sollte das
Demobild erscheinen.

\epsfig{file=demo,scale=0.2}

Text nach dem Bild.
\end{document}

Moderner ist übrigens das Paket graphicx, das den Befehl

\includegraphics[scale=0.2]{demo}

bereitstellt.


Tabellen

Tabellen werden mit der Umgebung tabular erzeugt. Die Breite wird entweder durch die einzelnen Spalten von LaTeX bestimmt, oder in der tabular* Umgebung vorgegeben.

Als Parameter bekommt die Umgebung das Spaltenformat übergeben: Für jede Spalte einen Buchstaben l,r oder c für die Ausrichtung und immer dort, wo eine Linie die Spalte begrenzen soll, einen (bzw. zwei für eine doppelte Linie) senkrechten Strich.

Dann werden die einzelnen Zeilen eingegeben. Die einzelnen Einträge werden durch & getrennt und die einzelnen Zeilen durch einen manuellen Zeilenumbruch mit \\. Überall dort, wo eine horizontale Linie gezogen werden soll, muß noch ein \hline stehen.


\begin{tabular}{|l|c|r|}
\hline
Spalte 1 & Spalte 2 & Spalte 3\\ \hline
links & mitte & rechts\\ \hline
\end{tabular}

Mit einigen Besonderheiten kann man die Tabelle noch etwas stärker eigenen Wünschen anpassen:

\multicolumn{spalten}{ausrichtung}{inhalt}

fügt die nächsten spalten Spalten zusammen. In ausrichtung muß wieder definiert werden, ob Spaltenbegrenzungen ausgegeben werden.

\cline{spalte1-spalte2}

vor den entsprechenden Spalten fügt eine horizontale Linie über der Zeile ein.


\begin{tabular}{|lcr|}
\hline
Spalte 1 & Spalte 2 & Spalte 3\\
\cline{2-3} links & mitte & rechts \\
1&\multicolumn{2}{c|}{2SpaltenCenter}\\
\hline
\end{tabular}

Fließende
Umgebungen

figure,
table

Damit die Bilder und Tabellen nicht einfach irgendwo im Text stehen, sondern auf sie verwiesen werden kann und vor allem damit Verzeichnisse erstellt werden können, gibt es die figure und table Umgebungen. Bei beiden wird mit dem ersten optionalen Parameter vorgeschlagen, wo das Ergebnis ausgegeben werden soll. Die letzte Entscheidung bleibt aber bei LaTeXs Layoutalgorithmus.

hMöglichst an diese Stelle (here) bringen
t oder bOben (top) oder unten (bottom) auf einer Seite plazieren.
pAuf einer speziellen Sammel-Seite plazieren

In den Umgebungen können noch zwei besondere Kommandos angegeben werden

\caption{Überschrift}

für die Überschrift, und

\label{Bezeichner}

um im Text auf diese Grafik / Tabelle mit

\ref{Bezeichner}

Bezug nehmen zu können.


...
Dieser Text wurde vor der figure Umgebung eingegeben.
\begin{figure}[h]
\center
\epsfig{file=demo, scale=0.2}
\caption{Überschrift}
\label{demo1}
\end{figure}
Text hinter der figure Umgebung, die das Bild einschließt, in dem unter anderem ein Pfeil zu sehen ist (siehe Abbildung~\ref{demo1}).
...

Und ebenso wie mit \tableofcontents ein Inhaltsverzeichnis eingefügt wurde, kann mit

\listoffigures

und

\listoftables

ein Abbildungsverzeichnis und ein Tabellenverzeichnis erstellt werden.

In dem obigen Beispiel heißt die letzte Zeile Abbildung~\ref{demo1}). Statt durch ein Leerzeichen wurde \ref also durch eine Tilde (~) von dem vorigen Text getrennt. Dadurch wird verhindert, daß die Referenznummer in die nächste Zeile rutschen kann (Siehe auch Trennen).


Literatur-
verzeichnis

Die große
Kunst des
Zitierens.

Zusammen mit einem weiteren Programm BibTeX kann LaTeX seine große Stärke ausspielen: Als Werkzeug für wissenschaftliche Dokumente. Egal, ob Hausarbeit, Projektbericht oder Diplomarbeit: häufig hat man so viel Literatur gelesen, daß sie nicht mehr sinnvoll ohne Hilfsmittel zu verwalten ist. Gedanken wie Wie habe ich denn vor 30 Seiten das Buch von Lamport zitiert? oder Was gehört denn alles in den Eintrag der Literaturliste, wenn ich aus einem Buch zitiere statt aus einem Konferenzband? können wirklich unglaublich zeitraubend sein.

BibTeX benutzt eine Datei als 'Datenbank'. In diese Datei wird alles gechrieben, auf das im Dokument verwiesen werden soll. Allerdings braucht diese Datei einen speziellen Aufbau. Jeder Eintrag hat einen Typ (Buch, Artikel, Diplomarbeit ...), ein Kürzel und eine Reihe von jeweils notwendigen Schlüssel/Wert-Paaren. Auch wenn sich das zunächst kompliziert anhört: BibTeX ist schon sehr lange sehr stark verbreitet und im Web gibt es viele Stellen, bei denen man den passenden Eintrag schon im richtigen Format herausziehen kann.

Bei The Collection of Computer Science Bibliographies kann man sogar in einer Unmenge von BibTeX-Einträgen nach Stichwörtern oder Autoren suchen und bekommt den passenden Eintrag geliefert.

Also los: wir brauchen eine zweite Datei (wieder mit irgendeinem Editor erzeugt) mit Namen dok.bib; in der stehen nacheinander alle BibTeX-Einträge (hier erstmal nur einer).

Unser einziger Eintrag stammt von Leslie Lamport, ist ein Buch(@Book) und hat als Kürzel Lamp94.

@Book{Lamp94,
author = "Leslie Lamport",
title = "Latex User's Guide and Reference Manual",
edition = "2nd",
publisher = "addison-Wesley",
year = "1994",
keywords = "latex scglib",
}

Gleichzeitig brauchen wir wieder unsere dok.tex-Datei mit folgendem Inhalt

\documentclass{article}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage{german}
\begin{document}

Dies ist nur ein ganz einfacher Text, mit dem aber gezeigt werden soll, wie man mit LaTeX zitiert. Wie das geht, kann man beispielsweise in \cite{Lamp94} nachlesen.

\bibliographystyle{alpha}
\bibliography{dok}
\end{document}

Wenn wir jetzt LaTeX aufrufen,

latex dok.tex

kommt die Warnung

LaTeX Warning: There were undefined references.

Das bedeutet, daß Latex eine Referenz gefunden hat, die nicht verarbeitet werden konnte. Das ist auch richtig so und läßt sich leicht beheben mit

bibtex dok

(Wirklich: ohne die .bib Endung). Wenn keine Fehler auftreten, können wir noch zweimal LaTeX aufrufen


latex dok.tex

Noch wird gewarnt:

LaTeX Warning: Label(s) may have changed. Rerun to get cross-references right.

also noch einmal:

latex dok.tex

Jetzt sollte alles klar sein und das Ergebnis etwa dem Bild rechts entsprechen.


Der angegebene Stil alpha in \bibliographystyle{alpha} ist zwar Standard und weit verbreitet, aber natürlich nicht der einzige.

Unter anderen können folgende verwendet werden:

alphaDie Zeichenketten als Verweis im Fließtext ergeben sich aus den Autorennamen und dem Erscheinungsjahr. Das Literaturverzeichnis wird lexikographisch sortiert.
plainSortiert wird ebenso. Die Verweise sind aber nur Nummern.


Seiten-
gestaltung
Kopfzeilen,

Jede Dokumentenklasse bringt im Prinzip schon die passende Seitengestaltung mit. Manchmal muß man aber doch ein wenig eingreifen. Mit

\pagestyle{option}

für das gesamte Dokument oder

\thispagestyle{option}

für die aktuelle Seite wird das Seitenformat angepaßt. Für option lassen sich

plain In der Fußzeile steht nur eine Seitennummer. Dies ist die Voreinstellung
empty weder Kopf- noch Fußzeile
headings Die Kopfzeile wird durch die Dokumentenklasse bestimmt. In article steht dort der aktuelle Gliederungsabschnitt und die Seitenzahl
oder
myheadings Ermöglicht das Definieren eigener Kopfzeilen in Kombination mit \markright{kopftext} für einseitige Dokumente und \markboth{kopftextlinks} {kopftextrechts} für zweiseitige.
einsetzen.

Seitenzahlen
Seitenzahlen werden mit dem Befehl

\pagenumbering{option}

wieder für das gesamte Dokument, oder mit

\thispagestyle{option}

für die aktuelle Seite geändert, wobei option für

arabic 1,2,3 ... (Voreinstellung)
Roman I, II, III ...
roman i, ii, iii ...
alph a, b, c ...
Alph A, B, C ...

steht.


Trennen ...

... braucht man im allgemeinen nicht. LaTeX betrachtet statt einzelner Zeilen immer ganze Absätze und trennt dadurch häufig besser als unerfahrene (und viele erfahrene) Anwender. Aber manchmal soll eben genau an einer bestimmten Stelle getrennt werden. Dann hilft es nichts, man muß LaTeX mit

"-

einen Vorschlag machen, oder sogar eine Trennung erzwingen:

\-

Manchmal weiß auch LaTeX nach vielem Herumgerechne und Geschiebe in einem Absatz keine gute Lösung. Dann gibt es zwar passende Warnungen, aber die Lösung von LaTeX sieht normalerweise vor, im Zweifelsfall eine Zeile überstehen zu lassen. Das hilft zwar im endgültigen Ausdruck bei wirklich wichtigen Dokumenten, die Stellen zu finden, an denen man mit guten Vorschlägen nachhelfen muß, ist aber für den Alltagsgebrauch häufig viel zu mühsam.
Der Befehl \sloppy in der Präambel erlaubt LaTeX, im gesamten Dokument nicht allzu streng zu sein und ab und an auch mal etwas zu große Wortabstände zuzulassen. In den meisten Fällen sieht das aber immer noch ausreichend gut aus.

Außerdem wird manchmal an einem Bindestrich getrennt, was nicht immer schön oder richtig ist. Das wird mit "~ verhindert.

Die Linux"~Installation ...

Ansonsten bleibt noch zu sagen, daß zumindest der alten Rechtschreibregelung genüge getan wird mit

"ck wird bei etwaiger Trennung zu k und k

"tt wird zu tt und t.


Mathe ...

... ist ebenfalls eine große Stärke von LaTeX. Nicht so sehr das Rechnen als solches, sondern das Setzen von Formeln. Richtiger Formelsatz würde den Rahmen hier sprengen. Aber manchmal braucht man hier und da ja auch mal einen Index oder Ähnliches. Innerhalb des Fließtextes werden Formeln in

\( und \)

oder

$ und $

eingeschlossen. Exponenten und Indizes werden durch ^ und _ eingeleitet und gegebenenfalls (wenn sie aus mehr als einem Zeichen oder Buchstaben bestehen) in geschweifte Klammern gesetzt. Brüche werden eingeleitet durch \frac{}{}, \sqrt leitet eine Wurzel ein und Bereiche werden durch \ldots bzw \cdots markiert. Klammern werden mit vorangestelltem \left und nachgestelltem \right in der Größe angepaßt; müssen also immer gemeinsam auftreten. Soll eine der beiden nicht gezeigt werden, wird der entprechende Befehl um einen Punkt erweitert. Mit \overline{...}, \underline{...}, \overbrace{...}, \underbrace{...} werden Linien und Klammern über längere Ausdrücke gesetzt.


\(x_1\)

\(x^{2y}\)

\(x= \frac{y}{\sqrt{(x + z)}}\)

\(x_1, \ldots ,x_n\)

\(\left( \frac{a}{b} \right) \)

\(\overbrace{(a+b)}\underbrace{(c+d)}\)


Und wie
weiter?

Nach diesem kleinen Schnelleinstieg mußten natürlich noch einige Fragen offen bleiben.

Online geht es auf jeden Fall weiter in Richtung DANTE, der deutschsprachigen Anwendervereinigung TeX e.V. Dort gibt es unter anderm das sehr umfangreiche DE-TeX-FAQ zu Fragen rund um TeX, LaTeX, METAFONT und vielem mehr.

Von DANTE geht es ebenfalls weiter nach CTAN dem Comprehensive TeX Archive Network. Dort kann man alles, was frei ist und irgendwie mit (La)TeX zu tun hat, herunterladen.

Unter den vielen Büchern, die es über LaTeX gibt, sind die folgenden auf jeden Fall empfehlenswert:

Lamport, Leslie:
Das LaTeX-Handbuch;
Addison-Wesley Publ., 1. Auflage, 1995
ISBN 3-89319-826-1
Im englischen Original das Standardwerk zu LaTeX.

Dalheimer, Mathias;
LaTeX kurz & gut;
O'REILLY, 1. Auflage, 1998
ISBN 3-89721-204-8
Sehr kompakte Auflistung von allem, was für die tägliche Arbeit so notwendig ist, also gut für den Schreibtisch, aber nichts zum Lernen.


Diese kleine LaTeX Hilfe ist für alle diejenigen gedacht, die sich LaTeX aneignen wollen oder sollen. Wenn mir dabei ein Fehler unterlaufen ist, eine ganz wichtige Besonderheit fehlt oder diese Seite anderweitig zu verbessern ist, freue ich mich über eine Nachricht.

Oliver Radfelder

letzte Änderung: 10. Oct 2001